Austauschjahr in Papas Heimat
Als Kind eines türkischen Vaters hatte Ann-Selin schon immer Kontakte in die Türkei. Durch ihr Austauschschuljahr in Adana lernt sie das Land jetzt von einer anderen Seite kennen.
Mein Vater kommt aus der Türkei und ist nach der Schule zum Studieren nach Deutschland gekommen, meine Mutter ist Deutsche. Auch die Familie meines Vaters wohnt in Deutschland. Deshalb habe ich schon in meiner Kindheit oft Türkisch gehört, aber ich bin nicht zweisprachig aufgewachsen und konnte deshalb kein Türkisch sprechen. Auch die Türkei kannte ich nur von gelegentlichen Urlauben mit der Familie. Wir hatten in der Türkei ein Ferienhaus und haben immer mal wieder auch Verwandte in der Nähe besucht. Ich hatte deshalb auch schon ein paar Freunde in der Türkei, mit denen ich mir Briefe geschrieben habe.
Immer mehr Interesse am Heimatland des Vaters
Vor ein paar Jahren habe ich dann angefangen, mir darüber Gedanken zu machen, dass nicht jeder mit zwei Kulturen aufwächst. Ich wollte die andere Seite in mir besser kennenlernen, habe mich immer mehr für die Türkei interessiert und vor drei Jahren auch angefangen, die Sprache in einem privaten Türkischkurs zu lernen. Irgendwann hatte ich dann die Idee, ein Austauschjahr zu machen. Erst habe ich mich für Frankreich beworben und ich wurde auch angenommen. Aber dann wurde mir bewusst, dass ich für mein Austauschjahr lieber in die Türkei gehen möchte, weil mir das Land wichtiger ist als irgendein anderes Land auf der Welt. Ich habe das über die Organisation YFU organisiert und von der Stiftung Mercator ein Teilstipendium bekommen.
Den Alltag in der Türkei kennenlernen
Ich bin jetzt seit drei Monaten in der Türkei und lebe in Adana, einer Stadt an der Mittelmehrküste in der Nähe der syrischen Grenze. Das ist gar nicht weit von einem Dorf, in dem auch Verwandte von meinem Vater leben. Das ist schön, weil ich damit sowohl vom Stadtleben als auch vom Landleben einen Eindruck bekomme. Bisher kannte ich die Türkei ja nur als Urlaubsland und es gefällt mir, jetzt einmal den Alltag in der Türkei zu erleben. Ich habe hier zum Beispiel das erste Mal gesehen, wie das Opferfest in der Türkei gefeiert wird. In Deutschland haben wir zum Opferfest Verwandte besucht und gemeinsam gegessen, hier wurde wirklich ein ganzes Schaf geschlachtet und richtig groß gefeiert. Auch das Schulleben in der Türkei kannte ich natürlich vorher nicht. Besonders gut gefällt mir, dass Schüler und Lehrer hier ein sehr gutes und enges Verhältnis haben: Man siezt die Lehrer zwar, kann aber ganz locker mit ihnen reden. Damit hatte ich gar nicht gerechnet.
Janna D.