Mein Auslandsjahr: Traumaufenthalt mit Fauxpas

Radu verbrachte sein Austauschjahr in seinem Traumland, den USA. Und trat dort auch in das eine und andere Fettnäpfchen...

Schon als kleiner Junge habe ich von Amerika geträumt. Ich bin in Rumänien aufgewachsen und da haben wir häufig amerikanische Filme gesehen, die uns von der Freiheit haben träumen lassen. Aber es gab damals nicht die Möglichkeit, aus Rumänien herauszukommen und es wäre völlig undenkbar gewesen, in die USA zu reisen. 2004, als ich 12 Jahre alt war, bin ich dann mit meiner Mutter und meinem Stiefvater nach Deutschland ausgewandert. Als ich 16 war, hat unsere Englischlehrerin dann von der Möglichkeit erzählt, für ein Jahr als Austauschschüler in die USA zu gehen und sie hat mich auch persönlich gefragt, ob ich daran Interesse hätte. Ich habe mir das dann durch den Kopf gehen lassen und auch meine Eltern gefragt und schließlich habe ich mich dafür entschieden. Das war die beste Entscheidung meines Lebens

Familienwechsel und Sportalltag

Die erste Zeit in den USA war zwar schwierig: Ich wurde gemeinsam mit einem norwegischen Austauschstudenten bei einem alleinstehenden Mann platziert, der sehr selten da war, häufig schlechte Laune hatte und vor allem wollte, dass wir uns um den Haushalt kümmern. Wir hatten das Gefühl, nicht willkommen zu sein und wir wollten auch unser Jahr nicht vergeuden. Zum Glück hat uns dann die Familie eines Klassenkameraden aufgenommen und damit begann der glückliche Teil meines Austauschjahrs: Wir hatten die Familie schon vorher kennengelernt, weil wir einmal bei dem Jungen Zuhause X-Box gespielt hatten. Sie waren sehr, sehr lieb und wir hatten eine tolle Zeit miteinander. Auch die Schule war super: Ich hatte ohne Probleme gute Noten und habe viele neue Sportarten ausprobieren können. Einmal habe ich einen Kurs besucht, der „Teacher’s Aid“ hieß. Das war ich für ein Semester der Assistent eines Lehrers. Ich durfte Klassenarbeiten korrigieren und Noten geben. Das war eine tolle neue Erfahrung.

Heimweh und Wutanfälle

Der einzige schwierige Tag meines Austauschjahres war Silvester: Wir waren es gewohnt, dass man an Silvester etwas trinkt und mit Freunden eine große Party feiert. Aber in den USA ist Alkohol für Unter-21-Jährige verboten und wir mussten uns strikt daran halten, weil wir sonst unser Visum hätten verlieren können. Wir sind also bei der Familie geblieben. Am Nachmittag waren wir total schlecht drauf und haben unsere Familien vermisst. Wir haben fast geweint. Später ist dann aber noch Besuch gekommen und es war dann doch noch ein ganz schöner Abend. Es gab auch sehr lustige Momente. An einem der letzten Abende zum Beispiel saßen wir mit unserer Gastfamilie zusammen und ich habe zu meinem Gastvater gesagt: „Brian, let’s get a hookah for tonight“, denn ich wollte, dass wir den Abend gemeinsam mit einer Wasserpfeife genießen. Aber dann wurde meine Gastmutter plötzlich total wütend und sie schrie mich richtig an. Dann stellte sich heraus, dass sie nicht „hookah“, sondern „hooker“ verstanden hatte, das ist eine Prostituierte. Als sich das geklärt hatte, wurde sie ganz rot und sie hat sich auch entschuldigt. Aber das werde ich nie vergessen, das war der Schreck meines Lebens und das einzige Mal, dass ich meine Gastmutter so sauer erlebt habe.