Heimweh - viel Lärm um nichts?

Wir haben noch keinen Austauschschüler getroffen, der nicht auch von Heimweh berichtet hat. Zeit also eine Expertin zu fragen, wie man bereits vor dem Austauschjahr beginnen kann, sich gegen starkes Heimweh zu wappnen. Melanie Kallweit-Kirchhof coachte bereits viele Austauschschüler und gab uns gerne in diesem kleinen Artikel Antwort.

Heimweh im Austauschjahr - viel Lärm um nichts? Nicht für diejenigen, die starkes Heimweh plagt, da kann es sogar zum Abbruch des Auslandsaufenthaltes führen. Die gut gemeinten Ratschläge wie Ablenken, Ausgehen, sind leichter gesagt als getan. Eine gründliche Vorbereitung und Begleitung sind das beste Mittel dagegen.

Wie fühlt sich starkes Heimweh an? Wir sind erschöpft, trübsinnig, fühlen uns isoliert, fremd, aber auch so als hätten wir Liebeskummer, wollen eigentlich nur weg, damit dieses Gefühl aufhört. Es plagen uns Gedanken wie: "Was machen die Anderen gerade zuhause, wie wäre es jetzt bei mir auf dem Sofa, im Hintergrund die Stimmen der Familie, die eigene Katze im Arm?" Verständliche Gedanken. Auch Symptome wie Bauchweh, Kopfweh, Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen können auftreten und die Situation zur erheblichen physischen und psychischen Belastung machen, deshalb: Kommst du da alleine und mit Hilfe deines Betreuers nicht mehr heraus, und brauchst du professionelle Hilfe, musst du sie dir auch holen. Und im Vorfeld sollte ein Austauschjahr immer gut überlegt sein und ohne Druck erfolgen.

Was kannst du als Vorbereitung tun? Sprich vorab über deine Ängste und Zweifel, auch über Probleme, die dich sonst beschäftigen, wie in der Schule zum Beispiel. Überleg, welches Hobby du schon immer mal ausprobieren wolltest und dich nie getraut hast und trau dich, bereits vor Abflug, es wird dir im Ausland Halt geben. Es ist hilfreich, zu überlegen, ob man zu viel Zeit am PC verbringt und wie man das ändern kann, denn der PC kann einen im Ausland isolieren, und plane und strukturiere deinen Tag genau, das verhindert, dass du antriebslos wirst.

Denk darüber nach, wie du mehr Selbständigkeit einüben kannst vor dem Austauschjahr, das kann für jeden etwas anderes sein, es wird dir Selbstbewusstsein und Zuversicht verleihen. Setz deine Ziele jetzt und dann auch im Ausland um. Frag dich: was tue ich bereits, was mich glücklich macht? Beobachte deinen Alltag und finde heraus, was dir Stärke gibt. Ein positives Tagebuch, in das du schreibst, was heute gut gelaufen ist, wird dir Mut machen. Für die Zeit im Ausland ist es sinnvoll, eine Kontaktperson auszuwählen, mit der du gut und vertrauensvoll über deine Probleme reden kannst, die dir Kraft gibt. Das kann Mutter oder Vater sein, aber auch der Opa oder die beste Freundin sind manchmal die richtigen Kraftspender.

Erkunde vor Abflug deine Stärken und mach sie dir bewusst: das was du an dir magst, was andere an dir schätzen, was du gut kannst etc. Auf diese Stärken musst du zurückgreifen, wenn Heimweh aufkommen sollte. Auch das Erlernen von Entspannungsmethoden kann sehr nützlich sein. Und rede mit deinen Eltern, wenn es Themen in der Familie gibt, die vorab gemeinsam besprochen und geklärt werden sollten.

Was du dir stets vor Augen halten musst: Als wir klein waren, war es in der Tat bedrohlich für uns ohne Eltern zu sein, aber jetzt wissen wir, dass das unsichtbare Band zu den Lieben zuhause auch über die Distanz erhalten bleibt. Und: Heute sind wir stark genug, um unsere Stärken zu erkunden, damit wir das kleine, nervige Heimweh-Monsterchen zähmen können, das eigentlich nur versucht, viel Lärm um nichts zu machen.

Melanie Kallweit-Kirchhof (psychotherapeutische Heilpraktikerin, Coaching & Beratung)

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