Lars Steinhöfel - Ich habe das Ausland als Chance zur Flucht gesehen.

Sein Austauschjahr hat der Schauspieler Lars Steinhöfel damals komplett allein organisiert und bezahlt. Hier bei Ausgetauscht erzählt er von seinen Erfahrungen.

LARS STEINHÖFEL (Jahrgang 1986) ist ein deutscher Schauspieler bekannt vor allem aus der Serie "Unter Uns" und als Synchronsprecher für amerikanische Serien wie bspw. "Emergency Room" oder "Chicago Hope". Kürzlich erst bekannte sich der Mädchenschwarm offiziell zu seinem Queer-Sein. Während der Schulzeit absolvierte er ein Austauschjahr in den USA, das er komplett allein organisiert und bezahlt hat.

Wir Ausgetauschten wollten von ihm in einem kleinen Fragebogen so einiges rund um sein Austauschjahr wissen ...

Wann und wo haben Sie das Austauschjahr absolviert?

2002/2003 In den USA - in einem Vorort südlich von Philadelphia.

War der Aufenthalt privat organisiert oder nahmen Sie an einem speziellen Programm einer Austauschorganisation teil?

Es war eine Organisation namens "AYUSA".

Wie kamen Sie damals auf die Idee, diese lange Reise zu wagen?

Ich ging in die 10. Klasse und meine beste Freundin Marie hat mir damals davon erzählt. Insgesamt waren wir 8 Leute, die unsere Klasse verlassen haben, um die große weite Welt zu entdecken.

Welche Motive hatten Sie für den Auslandsaufenthalt?

Nun ja - Meine Mutter hatte wieder geheiratet und wollte ein neues Leben auf dem Land beginnen, was für mich als Stadtkind schwer zu ertragen war. Da habe ich das Ausland als Chance zur Flucht gesehen. Durch die Schauspielerei (mit 11 Jahren angefangen) hatte ich genug gespart, um mir ein solches Jahr zu finanzieren. Dass mich im Ausland ein komplett anderes Leben erwartete, war mir damals gar nicht bewusst, aber ins kalte Wasser geworfen zu werden, hat ja noch niemandem geschadet.

Welche Gründe spielten eine Rolle für Ihre Entscheidung bezüglich des Gastlandes?

Meine beste Freundin Marie hat mir sooooo viel von den USA erzählt und vorgeschwärmt, da war die Wahl ganz einfach.

Welche Erinnerungen haben Sie noch an Ihre Gastfamilie und gibt es bis heute noch Kontakt?

Ich hatte mit meiner ersten Gastfamilie nicht so wirklich Glück gehabt und habe diese nach 2 Monaten gewechselt. Glücklicherweise hat mich damals eine Lehrerin von der Schule in ihr Haus mit ihren 3 Kindern aufgenommen und es war die beste Erfahrung während meines Austauschjahrs. Zwar war meine Gastmutter in ihrer Erziehung etwas strenger (z.B. kein TV, sondern nur ausgesuchte DVDs am Abend, Kirchgänge, 22 Hektar Land/Gartenarbeit), dafür aber unglaublich herzlich. Es war eine wundervolle Erfahrung und das Beste Jahr meiner Schulzeit. Ich hätte es mir nicht anders wünschen können. Der Kontakt ist bis heute vorhanden, sogar zu einigen meiner Mitschüler.

Zurückblickend: Wie hat der Auslandsaufenthalt Ihr Leben geprägt oder sogar Ihre berufliche Laufbahn beeinflusst?

Ich musste eine komplett neue Sprache erlernen, da ich im Schulenglisch stetig eine 5 hatte, aber adaptieren konnte ich schon immer Smily Heute spreche ich fließend Englisch und Deutsch, das macht sich natürlich hervorragend im Berufs- und Alltagsleben. Es gab schon sehr viele Situationen, in denen mir perfektes Englisch weitergeholfen hat - jetzt bin ich noch an Spanisch interessiert.

Aus welchen Gründen würden Sie Schülern heute raten, ein schulisches Austauschjahr zu absolvieren?

Als junger Mensch versteht man meist gar nicht, welches Ausmaß solch ein Aufenthalt hat. Man muss in einem fremden Land, komplett auf sich allein gestellt, mit einer anderen Sprache klarkommen, seine Hausarbeiten selbst verrichten und mit anderen Sozial-Systemen zurechtkommen. Durch solch einen Aufenthalt wird man eigenständiger und selbstbewusster. Es ist eine großartige Addition zum Erwachsenwerden.

Wir Ausgetauschten lieben kleine Austausch-Anekdoten! Was war Ihr einprägsamstes Erlebnis während Ihres Auslandsaufenthaltes?

Natürlich ist man als Austauschschüler DAS Gesprächsthema an der Schule und die Mitschüler lassen dann einen Dinge sagen bzw. wiederholen, die man ja gar nicht versteht und machen sich einen Spaß draus. Z.B. fragte man die Lehrer, ob sie rote Schambehaarung haben. Oder man brach unbeabsichtigt Schulregeln (Mütze innerhalb des Schulgebäudes aufhaben), weil man das ja aus Deutschland so gewohnt war ... Eingeprägt haben sich bei mir besonders der unglaubliche Zusammenhalt der Menschen und das Leben an sich. Eine ganz wunderbare Erfahrung und ich kann es nur JEDEM empfehlen, weil es eine Investition für die Zukunft der Heranwachsenden ist.