Ein Tag an einer Ir(r)en Schule!

Die Schule ging also immer früh von 7.30 Uhr bis ca. 16 Uhr nachmittags. Das Essen in der Mensa mochte ich nicht sonderlich gern. Es gab dort jeden Tag Pommes mit Currysoße. Es hatten eigentlich Schüler ihre Lunchpaket dabei und sie haben sich nur ab und zu mal ein paar Pommes gegönnt, denn für sie war das ein Highlight.

Ich wohnte mitten in der Pampa und bis ins nächste Dorf waren es ca. 5 km. Wir hatten nur zwei Häuser in der Nachbarschaft, wovon eines Verwandten gehört. Wir wohnten soweit abseits, dass wir keine Wasserleitung aus der Stadt hatten, sondern an eine eigene Quelle angeschlossen waren. Das ist in Irland aber gar nichts besonderes. Obwohl es immer schwierig war irgendwohin zu kommen, wenn ich nicht gefahren werden konnte, habe ich den Ort sehr gemocht und die Landschaft war einfach schön.

Ich wohnte auf der unteren Etage des Hauses, wo auch gefrühstückt wurde, der Rest der Familie wohnte im 1. Stock. Meine Gastschwester war zwei Jahre jünger als ich und ich hatte noch vier kleinere Gastgeschwister, die waren 3, 5, 8 und 11 Jahre alt. Mein fünftes Gastgeschwisterchen war gerade auf dem Weg. Mein eigener Bruder ist zwar auch zwei Jahre jünger als ich, aber das war schon eine Erfahrung wert mit so viel kleineren Kinder zusammen zu wohnen. Es war niemals leise im Haus und als ich dann wieder zurück in Deutschland war, war es mir viel zu leise und zu ruhig. In der Küche war ich morgens immer die erste und habe da erstmal mein Lunchpaket für die Schule gepackt, damit das auf jeden Fall fertig war, wenn ich mal aus Zeitmangel nicht mehr zum Frühstücken kam. Abends haben wir dann alle zusammen gegessen, da gab es zum Beispiel Nationalgerichte wie Irish Stew, das ist ein Eintopf, oder Shepherd’s Pie, das ist Kartoffelbrei mit Hackfleisch, aber auch einfachere Gerichte wie Fischstäbchen oder so. Shepherd’s Pie war mein Lieblingsgericht!

Weil ich so weit draußen wohnte, musste ich jeden Tag um 6.45 Uhr aus dem Haus, zu den Nachbarn laufen und von da aus wurde ich zusammen mit deren Kindern zum Schulbus gefahren. Es gab gar keine richtige Bushaltestelle, sondern nur eine Kreuzung, die etwa 300 m entfernt war. Dann musste ich mit dem Bus in die Stadt fahren, wo ich noch einmal in einen anderen Bus umsteigen musste. Insgesamt war ich eine Stunde bis zur Schule unterwegs, was ganz neu für mich war, denn in Deutschland fahre ich Fahrrad. Das war schon eine Odyssee! Den ersten Bus mochte ich lieber, weil dort die ganzen Leute aus meiner Umgebung mitfuhren, ich mit der Zeit alle kannte und immer Scherze gemacht wurden. Meine beste Freundin hab ich zum Beispiel auch im Bus kennengelernt. Der Busfahrer war immer derselbe, er hieß Paddy, und ich musste nur am Anfang noch mein Ticket vorzeigen, danach kannte er mich schon. Einmal hat ein Junge hinten im Bus einen Salto gemacht und daraufhin hat Paddy ihm das Ticket zur Strafe abgenommen, sodass er nicht mehr mitfahren durfte. Der Junge hat Paddy dann abends durch Zufall im Dorf-Pub getroffen und weil Paddy da schon etwas betrunken war, hat er ihm das Ticket dann wieder gegeben.

Die Schule ging also immer früh von 7.30 Uhr bis ca. 16 Uhr nachmittags. Das Essen in der Mensa mochte ich nicht sonderlich gern. Es gab dort jeden Tag Pommes mit Currysoße. Es hatten eigentlich Schüler ihre Lunchpaket dabei und sie haben sich nur ab und zu mal ein paar Pommes gegönnt, denn für sie war das ein Highlight. Es gab auch Automaten, wo man sich etwas zu Essen herausziehen konnte, davon mochte ich die Muffins zum Beispiel sehr gern!

Am Wochenende bevor die Schule losging, musste ich erstmal in die Stadt und eine Schulinform kaufen. Da hab ich dann wirklich gemerkt „Du bist jetzt nicht mehr in Deutschland“.

Man musste den Schuluniformrock zu jeder Jahreszeit anziehen, auch im Winter, wenn es richtig kalt und windig war. Das fand ich nicht so gut, denn manchmal war mir einfach mehr nach einer langen Hose. Ich bin dort auf eine staatliche, gemischte Schule gegangen. Es wurde sehr genau darauf geachtet, dass die senior students (11. und 12 Klasse) nicht mit den junior students verkehrten. Deshalb gab es auch zwei verschiedene Pausenhöfe. Die senior students hatten auch eine andere Schuluniform als die junior students, sodass man sie optisch direkt zu ordnen konnte. Mit der Schuluniform wurde es sehr ernst genommen. Es gab eine Lehrerin, die besonders genau darauf achtete, dass alles mit der Schuluniform stimmte. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich an einem Tag ein weißes Halstuch trug, weil ich Halsschmerzen hatte. Wir hatten ja nur einen Pulli mit einem Kragen und das war mir nicht warm genug. Ich habe extra das Halstuch farblich auf die schwarz-weiße Schuluniform abgestimmt, weil es normalerweise in Ordnung ist, wenn man die Schuluniform dezent verändert, aber dabei farblich abstimmt. Ich musste es dann aber trotzdem abnehmen, weil die Lehrerin es so wollte. Ich habe auch von einer Klassenkameradin gehört, dass sie die falsche Sockenfarbe trug und sich sofort am gleichen Tag neue Socken kaufen musste. Sie hatte an dem Tag ausnahmsweise schwarze Socken an, weil die dunkelgrünen in der Wäsche waren. Alle anderen Lehrer haben das mit der Schuluniform nicht so streng gesehen, wie diese eine Lehrerin. Ich fand auch, dass man als weniger selbstständig angesehen wurde. Wenn man zum Beispiel den Raum verlassen hat, brauchte man einen Out-Of-Class-Pass, damit man vorweisen kann, dass es erlaubt ist, dass man sich außerhalb der Klasse aufhält. Dasselbe galt für die Lunchbreak, da bekam man dann einen Lunch-Pass, um das Schulgelände zum Essen verlassen zu dürfen. Man bekam nur einen Lunch-Pass, wenn man ca. 1 km von der Schule entfernt wohnte. Der Lunch-Pass war sogar mit einem Passbild ausgestattet. Ich wohnte für einen Lunch-Pass viel zu weit weg. Wenn man die Regeln gebrochen hat, musste man zu seinem Klassenlehrer zum Gespräch. Meine Mitschüler fanden es aber sogar ganz cool, wenn man mal suspendiert wurde. An den Privatschulen gilt das hingegen eher als das schlimmste, was einem passieren kann.

Vom Leistungsniveau her war es so, dass ich eigentlich gut klargekommen bin. In Mathe bin ich zum Beispiel gut klargekommen, weil Zahlen nun mal Zahlen sind. In Englisch bin ich vom Higher Level zum Ordinary Level gewechselt, dann war es einfacher und dann ging das auch ohne Probleme. Ich war übrigens in der Musikklasse, das heißt, dass ich Musik als Hauptfach hatte und auch mit meiner Musikklasse zusammen zu einem klassischen Konzert nach Dublin gefahren bin. Man fährt ca. 2 Stunden bis nach Dublin, also es waren ca. 130 km. Wir hatten gerade die Bach-Stücke in der Musikklasse durchgenommen und ich habe dann viel von Deutsch auf Englisch für meine Mitschüler übersetzt. Auch beim Konzert in Dublin habe ich als einzige mit einer anderen Deutschen mitgesungen, weil die anderen es gar nicht verstehen konnten. Das war recht witzig. Im Anschluss daran durften wir alle noch in Dublin Shoppen gehen.

Als Schulsport habe ich Fitness-Studio gewählt, denn die Schule hatte ein eigenes Fitness-Studio mit Laufbändern und allem drum und dran. Da konnte man machen, was man wollte und es war sehr begehrt. Die Lehrerin war richtig nett, allgemein fand ich die Sportlehrer alle super! Ich hatte dann noch Home Economics als Fach gewählt, was so eine Mischung aus Kochen, Ernährungslehre und Chemie ist. Das war das typische Mädchen-Fach und das wird an Jungs-Schulen auch gar nicht unterrichtet. Da haben wir ganz viel über Ernährung gelernt und auch einmal im Monat gekocht, also das meiste war theoretisch ausgerichtet. Am Ende meines Schulaustausches war gerade Weihnachten und da haben wir dann zum Beispiel auch Weihnachtskekse wie in Deutschland gebacken, was die Iren als Brauch gar nicht kennen.