Ich darf nicht die Gastfamilie wechseln.

Hallo,

Ich bin jetzt schon seit 6 Wochen in den USA. Ich habe schon mal vor etwa 2 Wochen eine Frage gestellt. Bei mir läuft es nicht so gut. Ich fühle mich in meiner Gastfamilie überhaupt nicht wohl. Die leben sehr unhygienisch, kochen nie, essen nie zusammen, arbeiten sehr lange, und sind irgendwie nicht so richtig eine Familie. Wir haben noch nie etwas zusammen gemacht und am Wochenende arbeiten die auch immer. Dann gehe ich meistens zu meinem area rep und übernachte auch da. Wenn mein gastvater mich da nach einer peinlichen Autofahrt absetzt und noch kurz mit reinkommt um einen kaffe oder so zu trinken, dann sieht man ihm richtig an das er gar nicht da sein will. Ich habe auch immer versucht mit denen zu reden aber wir haben überhaupt nicht die selben Interessen und es endet immer in einer peinlichen Stille. Deshalb bin ich eigentlich zu Hause immer alleine in meinem Zimmer und bin total traurig. Ich will einfach gar nicht mit denen reden weil ich das gar nicht mag. Ich fühle mich einfach richtig unwohl. Ich weine jeden Tag und will eigentlich nur noch zurück nach Deutschland. Ich habe am Wochenende mit meinem area rep dadrüber gesprochen und ihr alles erzählt und sie meinte auch, dass sie mir eine neue Familie suchen wird. Ich hab mich richtig dadrüber gefreut. Jetzt aber hat sie mir geschrieben, dass ich nicht wechseln kann. Ich habe eine sichere Familie und das ist anscheinend alles was ich brauche. Die haben noch nichts mit mir unternommen, außer einmal waren wir bei einem Feuerwerk, wieder mit meinem area rep, und der Vater hat nicht einmal geredet und wollte eigentlich gar nicht da sein sondern lieber auf dem Sofa schlafen was er macht wenn er zu Hause ist… Meine Gastmutter war gar nicht erst dabei… Am Wochenende war ich auch schon so ca. 3 mal mit den gastvater bei seiner Arbeit (er dressiert Pferde) und einmal mit meiner gastschwester bei Ihrer Pferdemarkt was der größte Fehler meines Lebens war, denn sie hat sich nicht um mich gekümmert und ich habe 4 Stunden lang gefroren und versucht mich an depferden zu wärmen… Dann hätte ich auch noch ein Problem mit meiner gastschwester… Sie hat mir etwas geklaut. Aber das ist auch schon wieder geregelt. Aber ich dachte immer ich könnte wechseln wenn ich mich nicht wohl fühle. Was ich überhaupt nicht tue. Wenn die Chemie nicht stimmt…? Tut sie auf keinen Fall. Nun denke ich über abbrechen nach, weil ich hier definitiv nicht bleiben kann. Ich fühle mich richtig unwohl. Was kann ich denn noch machen?

Silja

Hi Silija,
Ich war noch nicht im Ausland, möchte aber nächstes Jahr gehen, deshalb kann ich dir nicht so gut antworten, versuche es aber. Mir tut es richtig leid, dass das mit deiner Gastfamilie nicht stimmt! Das hört sich echt mies an. Ich habe mal in einem Blog gelesen dass sich ein Mädchen selbst eine Familie „gesucht“ hat, vielleicht kannst du mal deine Freunde an der Schule fragen ob sie dich aufnehmen oder so. Wenn nicht, erklär deinem Local Coordinator nochmal die Situation - denn es ist dein Jahr!!

LG und viel Glück, Anna :grinning:

Liebe Silja!
Auch wenn es hart klingen mag, aber: Du bist für dein eigenes Glück verantwortlich. Natürlich ist die Gastfamilie während eines Austauschjahres ein unheimlich großer Faktor, der viel ausmacht und dein Jahr wahrscheinlich auch sehr beeinflusst. Aber davon hängt definitiv nicht dein gesamtes Austausch-Erlebnis ab!
Zur „Verteidigung“ deiner Gastfamilie: Sie sind nicht dafür verantwortlich, dir ein Sightseeing-Programm oder sonst was zu organisieren. Ein Außenstehender mag das immer sehr kritisch beurteilen, für deine Gastfamilie ist das aber womöglich ihr ganz normaler Alltag und wenn du das nicht ehrlich ansprichst, würden sie auf wahrscheinlich auch nie auf die Idee kommen, dass es „anders“ auch geht, weil, nunja, deine Familie in Deutschland hat wohl auch ihre Gewohnheiten die für sie ganz „normal“ sind?

Ich kann mich in deine Situation gut hineinversetzen, ich hab selbst 2x Familie gewechselt. Bei der ersten war es relativ ähnlich wie bei dir, sie haben ebenfalls nicht viel Wert auf Hygiene gelegt und waren auch sonst sehr „zerrissen“. Da gab es viele Probleme, die mich damals sehr belastet haben, weil ich aus einer Familie komme, die eigentlich nie größere Familienschwierigkeiten hatte und ich mir all deren Sorgen so zu Herzen genommen habe. Ich hatte aber auch das Glück, eine so supertolle Area Rep zu haben die mir mit sehr weisem Rat immer weitergeholfen hat. Und ein Satz von ihr ist sehr hängen geblieben: Du bist für dein eigenes Glück verantwortlich. Deine Gastfamilie ist ein Teil des Ganzen. Aber da gibt es noch so so so viele andere Dinge! Geh raus, sprich Leute an, bleib in der Schule länger, sieh dich nach Veranstaltungen am Wochenende um. Mach etwas, und bleib nicht daheim und grüble darüber, wie blöd deine Situation gerade ist.

Dass deine Gastschwester dir etwas geklaut hat (hat meine damals übrigens auch, also ich erkenne viele Parallelen) ist natürlich definitiv eine Grenzüberschreitung und ein Punkt, wo ich das dann aber auch einmal ganz offen und ehrlich bei der Familie ansprechen würde. Trau dich, mit ihnen zu reden und ihnen ganz einfach deine Gefühle offenzulegen. Gib ihnen aber kein Schuldgefühl, sondern sag einfach wie es für dich ist. Vielleicht zeigen sie dann Verständnis und können auch besser nachvollziehen, warum es dir so geht - glaubst du denn, es fällt ihnen nicht auf, wenn du viel Zeit allein auf deinem Zimmer verbringst?!
Außerdem scheinst du ein gutes Verhältnis zu deiner Area Rep zu haben, behalte das unbedingt bei und versuche, sie regelmäßig zu treffen, einfach um mal wegzukommen.

Gib nicht auf und mach was aus deiner begrenzten Zeit! Diese Erfahrungen sind so wertvoll und im Nachhinein (ich weiß, in deiner momentanen Situation sicher kein Trost) bin ich sogar froh, auch bei dieser Familie gelebt zu haben. Alle sind sie verschieden, aber sie haben eins gemeinsam: Sie haben sich entschlossen, einem fremden Menschen Tür und Tor zu öffnen, und das ist wohl Privileg genug.
Wenn du magst kannst du mir übrigens gern eine Mail schreiben - manchmal hilft’s sich die Sorgen von der Seele zu schreiben, ich weiß es aus Erfahrung. :wink:
Ganz viel Kraft und Liebe Grüße,
Lisa