Ohje … da bin ich wieder!!! Bin vor einer halben Stunde zurückgekommen.
Also, einen großen Erfahrungsbericht oder nur die wichtigsten Infos???
Okay, in Großformat mit allen Einzelheiten (für die Faulen hab ich das wichtigste fett markiert ):
Ich hab die Nacht vor dem Gespräch schon schlecht geträumt und hatte die ganze Zeit Angst davor, wie es sein würde, ob ich überzeugend wäre, ob ich überhaupt ein Wort rausbringen würde ohne ohnmächtig umzukippen und ob ich gut mit Hubert Deittert reden könnte. Nach dem Aufwachen konnte ich wieder nicht richtig was vor Aufregung essen, hab nur zwei Toastbrote reingekriegt. Mir war wirklich übel und ich hatte ein bisschen Bauchschmerzen. Aber ich hab mir immer wieder reingeredet: „Du schaffst das!“, „Du kannst das!“, „Es wird schon schief gehen…“. Naja, am Abend davor hab ich mir persönlich nochmal alle Gründe für ein ATJ auf zwei Blatt Papier geschrieben und war ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Wenn ich das sage, wird das bestimmt überzeugend klingen. Hoffentlich sage ich das auch und vergess nicht wieder die Hälfte…
Okay, ich hab mich fertig gemacht, damit ich einigermaßen okay aussehe und mit meinem Vater bin ich um zwanzig nach neun losgefahren. Ihr glaubt nicht, wie nervös ich war!!! Mein Herz hat im Takt des leicht vibrierenden Autos gewummert. Meine Lippen und mein Mund wurden schon wieder trocken (mittlerweile hab ich übrigens durch das PPP festgestellt, dass das bei mir ein Zeichen von größter Nervosität ist ).
Wir kamen zwanzig Minuten zu früh an, obwohl wir uns kurz verfahren hatten und die Straße in die falsche Richtung nach dem CDU-Gebäude absuchten.
Aber irgendwann waren wir da: Wahlkreisbüro Gütersloh, Moltkestraße 56.
Mein MdB war noch nicht da. Also wieder Warten (jaja, so langsam hasse ich dieses Wort…). Er, Hubert Deittert, derjenige der über mein zukünftiges Schicksal entscheiden wird und in dessen Hand die wichtigste Entscheidung liegt, kam dann auch fünf Minuten später. Kein BMW, kein Mercedes, sondern ein VW oder so (haha, find ich gut ).
Ich und mein Vater standen da und warteten bis er ausstieg. „Guten Morgen!“. „Morgen!“, kam aus meinem Mund zurück. Langsam gingen wir auf das Auto zu, er kam zu uns, reichte meinem Vater die Hand und danach mir. Das war also mein MdB. Sieht ja ganz symphatisch aus. Die Nervosität wurd nen Tacken kleiner. Mein Vater:„Ja, das ist Sarah. Ist schon ziemlich aufgeregt!“. Toll, das wird er wohl selbst wissen, aber die Stimmung lockerte dadurch ein bisschen auf. Mein Vater ging (zum MediaMarkt ) und ich mit meinem MdB in das große CDU-Gebäude. Keiner war da und alles war abgeschlossen. Naja, er schloss auf, hielt mir die Tür auf und ich ging dankend durch. Muss ja nen guten Eindruck machen . Nächste Tür aufschließen, Treppe hoch gehen, Tür auf, weitergehen, noch ne Tür. Angekommen. Sein Büro. Klein aber fein. Kam mir nen bisschen wie beim Arzt vor, weil ich mich neben den Schreibtisch setzen musste und er davor saß. Kram, kram, kram. Er suchte die Unterlagen von mir und meinen Konkurrenten raus und legte sie vor sich auf den Tisch. Verstohlen schaute ich herüber um zu gucken, wer wohl noch zu meinen Konkurrenten gehörte. Aber ich konnte nichts lesen. Dann gins los. Erste Frage: Warum möchtest du das PPP? (Naja, so ungefähr klang die Frage, war ziemlich allgemein gestellt, hätte alles antworten können.) Lippen lecken und loslegen … Völkerverständigung; Vorurteile abbauen; amerikanisches Leben kennenlernen; erwachsen, selbstständiger, toleranter werden; international denken lernen; bessere Berufschancen…Das war das, was ich so in etwa geantwortet hab. Ich hab mich fast so wie beim Auswahlgespräch gefühlt, war supernervös, was sich aber später legte und mir wurden viele Fragen gestellt. Allerdings st es doch etwas anderes, ob man von vier Leuten oder nur einer Person befragt wird. Es war jetzt nicht direkt befragen sondern eher ne gezielte aber persönlichere Unterhaltung. Er hat mich noch wegen Familie, Schule und so gefragt und irgendwann konnte ich auch ein bisschen von selbst reden. Mein Schulleiter ist sein Bruder und er hat auch viel mit Russland-Deutschen und ihrer Religion zu tun wie ich. Manche Antworten von mir beschränkten sich lediglich auf „Ja?“ und „Aha“, was ziemlich dämlich war . Ich hab erfahren, dass ich mit zwei anderen Jungen in der Endauswahl bin und dass ich in spätestens zwei Wochen per Brief Bescheid weiß. Ich sei die erste gewesen, mit der er sich unterhalten hat (meine Mutter spekuliert schon darauf, dass man immer denjenigen als erstes einlädt, der einem am symphatischsten vorkommt ).
Naja, wie er mich fand weiß ich nicht. Ich hab zwar nicht so ein schlechtes Gefühl, wie nach dem Auswahlgespräch, aber ich denke, das Gespräch war okay. Nicht der Brüller, aber okay. Jetzt gehts wieder mit dem Warten los (es hängt mir ziemlich zum Hals raus ) und bald werde ich wissen, was mit mir passieren wird. Komisches Gefühl, nun alles in den Händen von meinem MdB liegen zu sehen. Jetzt kann ich gar nichts mehr machen und nur noch hoffen und beten. Ich rechne nicht mit dem Stipendium und bereite mich innerlich wieder auf eine Absage vor. Ich hab zwar meine Motivation gezeigt, aber es ist genauso wie nach dem Auswahlgespräch: Keine Ahnung, wie ich mich gegeben hab!!! Er hat nicht viel gesagt, weil er noch mit dem anderen reden müsste.
Oh mann, ich bin so nah dran. Chance von 33% und hab voll Angst. Jetzt mach ich mir noch mehr Hoffnungen, aber auch Verzweiflung macht sich in mir breit.
Ich werds ja sehen…
Ich wünsch euch alles, alles Liebe und Gute für das PPP!!! Vielleicht erfahrt ihr bald auch, wie es weitergeht. Vielleicht werdet ihr auch eingeladen zum Gespräch mit eurem MdB. Ich wünsch es euch, weil es besser ist nicht nur nach den Unterlagen sondern auch nach dem persönlichen Bild auszuwählen.
Ganz viel Glück und Erfolg!!!
Sarah