Costa Rica ist mehr als Reis mit Bohnen

Lars Hanke gewöhnte sich schnell an die Hauptnahrungsmittel seines Gastlandes: Reis mit Bohnen in allen Varianten. Selbst zum Frühstück gibt es in Costa Rica Reis mit Bohnen - Gallo Pinto genannt. „Ich gewöhnte mich schnell daran, aber als meine Eltern mich besuchten und abholten waren sie doch ein wenig geschockt“, erzählt der Hesse. Ihm hat es geschmeckt – bis auf das gekochte Ei im Bohnensud. Kommentar: „Widerlich.“

ars Hanke gewöhnte sich schnell an die Hauptnahrungsmittel seines Gastlandes: Reis mit Bohnen in allen Varianten. Selbst zum Frühstück gibt es in Costa Rica Reis mit Bohnen - Gallo Pinto genannt. „Ich gewöhnte mich schnell daran, aber als meine Eltern mich besuchten und abholten waren sie doch ein wenig geschockt“, erzählt der Hesse. Ihm hat es geschmeckt – bis auf das gekochte Ei im Bohnensud. Kommentar: „Widerlich.“

Fließend Spanisch in nur einem Jahr

Am 12. Juli 2011 machte sich der damals 15jährige auf den Weg nach Costa Rica in Zentralamerika, 10.000 Kilometer weit weg von Zuhause in einer hessischen Kleinstadt. Länder in Europa wie Kroatien oder Spanien waren ihm zu nah, „da ist die Versuchung zu groß beim kleinsten Problem abzubrechen“, sagt Lars. Zur Vorbereitung besuchte er 14 Wochen lang einen Spanisch-Kurs an der Volkshochschule, die Landessprache konnte er nämlich noch nicht. „Da lernte man wie man ein Hotelzimmer bucht, aber das nützte mir wenig“, verrät Lars. Umso schöner war es, dass seine Klasse am ersten Schultag applaudierte, als er sich auf Spanisch vorstellen konnte. In seinem Austauschjahr hat er ohne Probleme fließend Spanisch gelernt und hat immer noch Kontakt zu seinen Freuden. Der Schüler besuchte eine bilinguale Privatschule, Unterricht wird dort auf Englisch und Deutsch gegeben. Lars kommt gar nicht mehr aus dem Schwärmen, denn dort wäre es einfach wunderbar gewesen, berichtet er und zum ersten Mal vermisse er eine Schule. Was er sicher nicht vermisst ist der Schulweg. Lars lebte etwas außerhalb der Haupstadt San José in den Bergen, gleich neben Kaffeefeldern („nicht so spannend wie man es sich denkt“) und wurde in der ersten Zeit von einem privaten Schulbus abgeholt. Dazu musste er um 5.20 Uhr aufstehen, denn danach sammelte der Bus auf einer Strecke von 43 Kilometern noch andere Schüler ein. „Da kann auch mal ein Gullideckel fehlen“, erzählt Lars, aber das störe niemanden.

Pünktlichkeit ist keine Tugend der Costaricaner

Der größte Kulturschock für den damals 15jährigen war die Lässigkeit der Menschen. „Man setzt sich an eine Bushaltestelle, aber wann und ob der Bus kommt, weiß man nicht genau“, sagt er, „eine halbe Stunde zu spät kommen ist schon einmal drin“, zur Schule müsse man aber trotzdem pünktlich kommen. Seine Gastfamilie würde der Hesse als obere Mittelschicht einstufen, trotzdem wohnte er in seinem Austauschjahr in einem kleinen Haus ohne Isolierung, „was aber bei einer Durchschnittstemperatur von 25 Grad nicht schlimm ist“. Besonders amüsant findet Lars noch immer die Größe seiner Familie, „so zwischen 60 und 70“, schätzt er, alle zusammen hat er sie nie gesehen. Ungefähr die Hälfte hat sich ein Mal im Monat zum Bingo-Abend mit der ganzen Familie eingefunden, Lars hat gern mitgemacht und auch oft gewonnen, wie er schmunzelnd erzählt.

Ein armes Land aber reich an frischen Früchtchen

Die Armut in Costa Rica ist groß und man sieht Kinder, die kleine Gedichte in öffentlichen Bussen aufsagen und dann um Spenden bitten. „Ich musste immer vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein“, erinnert Lars sich. Wenn man sich aber nicht in bestimmten Vierteln aufgehalten hat, war die Hauptstadt ziemlich sicher. Dass Costa Rica wenig Geld hat merkt man nicht nur an den Straßen, denn es ist mittlerweile Tradition, dass Costa Rica am Ende des Jahres immer Schulden gegenüber dem Ausland hat. Das passiert wenn mehr Waren in ein Land eingeführt als ausgeführt werden. Da die Lebensmittel oft importiert werden, ist der Lebensstandard teurer als in Deutschland, wenn man in Supermärkten einkauft.

Dafür bekomme man drei Kokosnüsse am Strand für umgerechnet 1,50 Euro, erzählt Lars. Die zu knacken ist aber gar nicht so einfach. Bei einem seiner ersten Ausflüge hat er mit 15 anderen Austauschschülern des Costa Rica-Austausch-Services versucht eine einzige Kokosnuss zu knacken. Wer Geld sparen will sollte frische Früchte aus Costa Rica kaufen, rät Lars. Aber: Die Costaricaner sind ein gelassenes Volk. Deshalb stört es die Einwohner auch nicht, dass es keine wirklich funktionierende Bahnstrecke gibt. Lars berichtet von zwei Bahnen die über die Hauptstadt fahren, bis auf eine weitere Bahn die zum Pazifik führt gibt es auch nicht mehr für die vier Millionen Bewohner.

Das beste an Costa Rica: Eine explodierende Natur -und Tiervielfalt

An den Pazifik fahren alle Einwohner gern, vor allem am Wochenende. Hier ist das Meer türkisblau und die Palmen wiegen sich im Wind. Genau wegen diesem Karibik-Feeling wollte Lars nach Costa Rica – und er hat es bekommen. Mit seiner Austauschorganisation ist er ein Mal im Monat für drei Tage durch Costa Rica gefahren. „Ich habe alles gesehen“, sagt Lars. Costa Rica hat zwei Besonderheiten: Seit 1949 gibt es dort kein Militär mehr und das Land hat sich dem Natur- und Tierschutz verschrieben. Rund 27 Prozent der Fläche Costa Ricas stehen unter Naturschutz und insgesamt gibt es 20 Nationalparks in dem Land. Lars hat gleich in den ersten Wochen mit seiner Gastfamilie einen Ausflug in den Zoo gemacht. Seitdem liebe er Costa Rica, erzählt der Hesse. In der tropischen Hitze Costa Ricas kann man Tiere in ihrem natürlichen Umfeld sehen, die man sonst nur im Tierpark anschauen kann und die vielen wilden Pflanzen und fremdartigen Bäume machen das kleine Land umso traumhafter. Mit seiner Austauschorganisation hat Lars sich Nationalparks, das zentrale Gebirge und Vulkane, von denen es in Costa Rica aktive und inaktive gibt und den tropischen Strand angeschaut. Im Dezember war Lars sogar für zwei Wochen in Matapalo, was im tiefen Westen von Costa Rica liegt. Dort hat er Schildkröten beobachtet, die Nester kontrolliert und die kleinen Schildkröten in die Freiheit entlassen – ein unvergessliches Erlebnis.

Es gibt noch viel zu entdecken

Lars hat sich in die fremde Natur -und Tierwelt verliebt und hat vieles gelernt. Nicht nur Spanisch kann er jetzt flüssig sprechen, er hat viele Freunde kennengelernt und ist selbst organisierter und selbstbewusster geworden. Ein Jahr Costa Rica, „eine Erfahrung die mir keiner nehmen kann“, sagt der Hesse. Als er im Juli 2012 wieder in Deutschland landete merkte er sofort einen Unterschied. In Deutschland ist doch alles ein wenig geregelter und weniger lässiger – dafür kommt der Bus pünktlich. Obwohl es mit der deutschen Mentalität schwer ist in Costa Rica zu leben, kann Lars sich vorstellen dort länger zu wohnen, eine Wiederkehr ist auf jeden Fall geplant: „Egal wann, ich komme zurück“.