Ich habe die beste Gastfamilie die es gibt

"Ich kann von meinem Jahr nichts besseres bekommen als ein "zu Hause", Leben mit keiner Langweile und meiner lieben Gastfamilie."

Geschrieben von Veronika, einer tschechischen Austauschschülerin der Austauschorganisation AFS.

Wir haben fast eine Hälfte von unserem Programm in Deutschland hinter uns und ich habe schon einiges erlebt. Ich habe zu erst die Übergangsfamilie bekommen, bei der sollte ich nur für drei Wochen sein, bis AFS mir die Familie für das ganze Jahr findet. Ich war davon nicht begeistert, aber dann habe ich mir gedacht, dass mir das vielleicht noch helfen kann. Ich werde mehrere Leute, mehrere Orte Deutschlands kennen lernen und ich werde später mehrere Möglichkeiten zu vergleichen haben.

Meine erste Familie war total nett und lieb. Die ersten Tage in Deutschland waren ganz schwer für mich. Ich habe meine Freunde, meine Familie, Prag und meinen Freund sehr vermisst. Die Tage waren lang und das einzige Ding, das ich registriert habe, war mein Heimweh. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie werde ich dieses Jahr aushalten. Ich habe mich immer gefragt: "Warum?".

Zum Glück war das schlimmste schon nach paar Tagen vorbei, weil meine Familie mir so geholfen hat! Nach kurzer Zeit war ich bei denen als richtiges Familienmitglied und genau so habe ich mich gefühlt! Meine Gastschwester war ein Jahr in Argentinien, so konnte sie sich gut vorstellen, wie das ist und wie ich mich fühle. Wir waren die ganzen drei Wochen zusammen und haben uns super verstanden. Meine Gasteltern wollten, dass ich mich da wohl fühle und ich hatte so ein Gefühl, dass sie für mich alles tun würden. Ich habe das zwar nicht benutzt, aber es hat mir viel geholfen, weil ich gewusst habe, dass für die wichtig ist, mir ein richtiges "zu Hause" anzubieten. Nach drei Wochen haben wir schon viel zusammen erlebt und ich war glücklich.

Das schönste für mich war, als sie mir nach drei Wochen gesagt haben, dass es ihnen wirklich leid tut, dass ich weg muss. Sie hatten aber nur eine ganz kleine Wohnung und in einem Zimmer war nicht genug Platz für meine Gastschwester und mich. Bei meinem Abschied waren wir alle ganz traurig.

Meine neue Gastfamilie hatte einen Bauernhof. Beide Gasteltern haben von morgens bis spät abends gearbeitet und hatten gar keine Zeit. Meine Gastschwestern waren mit ihren Dingen beschäftigt und jemand Neues zu Hause war nichts besonderes für sie, weil diese Familie immer die Praktikanten zur Arbeit auf dem Bauernhof hatte. Das einzige, was mir in dieser Zeit mindestens Spaß gemacht hat, waren meine Treffen mit einer AFS-Austauschschülerin aus Brasilien.

Die Probleme waren groß und man hat mir nie gesagt, was für Probleme es gibt. Auf einmal sind wir zum gleichen Punkt gekommen. Ich musste weg, nach zwei Monaten war ich total unglücklich und wollte nach Hause fahren. Dann habe ich mir aber trotzdem noch eine (letzte) Chance gegeben.

Mit der riesigen Angst bin ich in die dritte Familie gekommen. Ein Monat vor Weihnachten, als ich mein Geduld fast verloren habe... Auf einmal und sofort war aber alles super. Vom ersten Moment, als ich in meine Familie gekommen bin. Ich hab mich wieder wie zu Hause gefühlt. Viele Dinge, die für mich früher normal und auf dem Bauernhof unmöglich waren, hatte ich wieder! Die Leute haben mit mir wieder geredet, ich habe mit denen gelacht, ich konnte mit denen zusammen sein und sie haben gefragt, wie es mir geht! Alles das hat mir wieder, nach zwei Monaten, das Gefühl "zu Hause sein" gegeben.

Ich bin in meiner Familie schon acht Wochen und ich bin hier einfach zu Hause. Ich kann nicht glauben, dass das schon acht Wochen sind, weil die Zeit so schnell weg gelaufen ist, aber trotzdem ist es, als sollte ich hier das ganze Leben wohnen. Ich habe überhaupt keine Probleme mit meinen Gasteltern oder mit meinem Bruder, der hat mir von Anfang an geholfen. Ich hoffe und glaube, dass wir bis zum Ende dieses Jahres keine Probleme haben werden.

Ich bin jetzt auf meine Familie so fixiert und ich bin endlich glücklich. Meine guten Freunde sind meine AFS-Freundinnen vom Komitee Siegen. Mit denen treffe ich mich immer, wir übernachten bei einander und meistens reden wir über unsere Probleme, Schmerzen und wir versuchen uns gegenseitig zu helfen. Die Hilfe haben meine Freunde aus Südamerika besonderes am Weihnachten gebraucht. Ich muss persönlich sagen, ich hatte keine traurigen Weihnachten, ich habe mit meiner großen (Gast)Familie gefeiert und ich war total glücklich.

Jetzt weiß ich schon, was das schlechte und traurige Austauschjahr bedeutet hat, so ich kann jetzt nur glücklich sein. Warum soll ich trauern? Ich kann von meinem Jahr nichts besseres bekommen als ein "zu Hause", Leben mit keiner Langweile und meiner lieben Gastfamilie. Vielleicht war das ganze Schlechte trotzdem gut, weil ich jetzt die Möglichkeit habe, in der besten Gastfamilie, die ich haben konnte, zu leben.