Jargon, Slang oder Umgangssprache

1455 fand im französischen Dijon ein interessanter Gerichtsprozess statt. Eine Gruppe junger Männer, die sich „Muschelbrüder“ nannten, musste sich für ihre kriminellen Machenschaften rechtfertigen. Neben ihren Straftaten hatten sie aber noch etwas anders kultiviert: Eine Art Geheimsprache, die von anderen nicht verstanden wurde und die sie Jargon nannten.

Während eines Austauschjahres wirst du ihm immer wieder begegnen: dem Jargon oder Slang (dt. Straßenjargon). Er wird dich anfangs irritieren, vielleicht überfordern oder gar abstoßen; manchmal wird er sogar für lustige Verständnisschwierigkeiten sorgen. Ausweichen wirst du ihm aber nicht können, denn er ist Teil der Sprachkultur eines jeden Gastlandes. Und so wird mancher Jargon, Dialekt und vor allem Slang vieler Einheimischen dir am Anfang so einiges abverlangen.

Doch in wie weit schadet das eigentlich deinem Spracherwerb? Wird dein Englisch, Französisch, Japanisch oder Brasilianisch dadurch vielleicht sogar verfälscht? Wie kannst du dafür sorgen, dass du Slang und Hochsprache nicht miteinander vermischst? Und was bringt es dir, den Slang zu lernen?

„My bad?“ (dt. Ich habe einen Fehler gemacht.) oder „That’s bad!“ (dt. Das ist super.) sind Redewendungen, die du in den USA häufig hören wirst. Doch mit schlecht oder böse, was bad ins Deutsche übersetzt heißt, haben sie nur bedingt zu tun. Oder auch das Wort „busted“. Hier wechselte die Bedeutung sogar in kürzester Zeit. Ursprünglich übersetzt ist jemand busted, der pleite oder erledigt ist. In den 90igern und Anfang des neuen Jahrtausends sagte man busted, wenn jemand erwischt wurde, zum Beispiel von einem Kaufhausdetektiv. Heute steht es schlicht für jemanden, den man als hässlich bezeichnen möchte.

Der richtige Gebrauch? Keine einfache Sache! Auf der sicheren Seite bist du am Ende nur, wenn Du notfalls Dein Oxford-Englisch zu Rate ziehst. Das klingt zwar etwas abgehoben, aber zumindest verursachst du damit keine unnötigen Missverständnisse. Sind die Redewendungen an dich gerichtet, frage nach: bei der Gastfamilie oder dem Lehrer. Eine vermeintliche Beschimpfung kann sich schnell als „cooles“ Kompliment entpuppen.

Sprache ist Kommunikation, Kultur und dafür verantwortlich, dass wir Menschen uns zur höchsten Lebensform auf diesem Planeten entwickelt haben. Wer also eine Sprache lernt, muss nicht nur Vokabel, die Grammatik oder Rechtschreibung trainieren, sondern benötigt auch das Wissen über den Kulturkreis, der sich hinter der Sprache verbirgt. Jeder einzelne Slang ist daher eine spannende sprachliche Form, die dir beim Sprachunterricht hilft. Wichtig ist nur, dass du dir dessen von Anfang an bewusst bist und parallel die Hochsprache mitlernst. Nur so lohnt sich das Austauschjahr als Sprachunterricht.

PRO

  • Slang, Jargon und Umgangssprache bieten eine interessante Möglichkeit, sich schneller einzugewöhnen.
  • Sprache ist Kommunikation. Wer die Landessprache spricht, kann sich mit den Menschen verständigen. Sprachliche Floskeln und Eigenheiten bieten Zusammenhalt und Identifikation.
  • Sprachliche Abwandlungen erzählen viel über die Geschichte, Kultur und Traditionen eines Landes und Ort. Diese Eigenheiten machen deinen Aufenthalt besonders und werden dich prägen.
  • Auch die Jugendsprache ist eine Form des Slang. Du wirst Teil einer Gruppe und kannst dich so auch ein wenig gegenüber den Gasteltern abgrenzen.
  • Wenn du den Slang beherrschst, kannst du sprachlichen Missverständnissen vorbeugen.
  • Spaßfaktor! Eine Sprache zu lernen, kann sehr anstrengend und mühsam sein. Da spricht nichts dagegen, das Ganze durch die Verwendung von Slang mal etwas aufzulockern.

CONTRA

  • Für Lerner ist es oft ein Problem zu unterscheiden, wann sie Slang und wann sie Hochsprache verwenden. Slang wird vor allem gesprochen, doch schnell schleicht sich der Gebrauch auch in die Schriftsprache ein. Das solltest du vermeiden.
  • Der Gebrauch von Slang im falschen Zusammenhang. Auch wenn wir der Meinung sind, selbst nie und nimmer Slang oder Straßenjargon zu sprechen, so tun wir das doch unbewusst ständig. Es lässt sich also nicht vermeiden. Es kommt lediglich darauf an, diesen im richtigen Moment zu verwenden. Die Schwierigkeit besteht nur darin herauszufinden, welcher das ist. Notfalls befrage deinen Englischlehrer.
  • Slang ist Teil der Alltagssprache und verändert sich daher nahezu ständig. Letztlich kannst du dich nur auf eines verlassen, nämlich die Hochsprache. Verlass dich also nicht nur auf deine Slangkenntnisse, um dazuzugehören.

Nützliche Slang-Wörterbücher

Englisch: www.urbandictionary.com

Australisches Englisch: www.koalanet.com.au/australian-slang.html

Quebecois (Kanada): www.gringaespanola.com/2009/11/the-quebecois-say-the-darndest-things

Französisch: www.coolslang.com/in/french/index.php

Japanisch: www.coolslang.com/in/japanese/index.php

Spanisch: www.languagerealm.com/spanish/spanishslang.php www.boomspanish.com

Und sehr lustig wird es, wenn man in die Wörterbücher für German-Slang schaut. Manche Wörter sind kaum wieder zu erkennen: www.coolslang.com/index.php?OL=deu&TL=eng